Regina Mühlich - AdOrga Solutions GmbH Datenschutz

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Ver­tre­ter von nicht in der Union nie­der­ge­las­se­nen Ver­ant­wort­li­che oder Auf­trags­ver­ar­bei­tern. Es ist ein Un­ter­schied zwi­schen einer „Kon­takt­stel­le“ und einem EU-Ver­­­tre­­ter im Sinne der DS-GVO.
Der räum­li­che An­wen­dungs­be­reich der Da­ten­­­schutz-Grun­d­­ver­­or­d­­nung (DS-GVO) er­streckt sich gem. Art. 3 Abs. 2 DS-GVO auch auf Ver­ant­wort­li­che und Auf­trags­ver­ar­bei­ter, die nicht in der Eu­ro­päi­schen Union (EU) nie­der­ge­las­sen sind. Ver­ant­wort­li­che und Auf­trags­ver­ar­bei­ter, die nicht in der EU nie­der­ge­las­sen sind, müssen gemäß Art. 27 DS-GVO in be­stimm­ten Fällen einen Ver­tre­ter benennen.

Die Pflicht zur Be­nen­nung eines Ver­tre­ters soll die prak­ti­sche An­wend­bar­keit der Da­ten­­­schutz-Grun­d­­ver­­or­d­­nung bei Ver­ar­bei­tun­gen au­ßer­halb der Union verbessern.

Vor­aus­set­zun­gen und Aus­nah­men für die EU-Vertreter-Pflicht

Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten von Per­so­nen, die sich in­ner­halb der EU be­fin­den, mit dem Zweck,

  • diesen Waren oder Dienst­leis­tun­gen an­zu­bie­ten oder
  • deren Ver­hal­ten zu beobachten.

Aus­nah­men (zwei Aus­nah­me­tat­be­stän­de Art. 27 Abs. 2 DS-GVO) be­stehen, wenn die Datenverarbeitung

  • le­dig­lich ge­le­gent­lich erfolgt,
  • keine um­fang­rei­che Ver­ar­bei­tung «sen­si­bler» Da­ten­ka­te­go­rien (Art. 9 DS-GVO be­son­de­re Ka­te­go­rien von per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten und Art. 10 DS-GVO) umfasst und
  • die Da­ten­ver­ar­bei­tung unter Be­rück­sich­ti­gung der Art, der Um­stän­de, des Umfangs und der Ver­ar­bei­tungs­zwe­cke vor­aus­sicht­lich nicht zu einem Risiko für die Rechte und Frei­hei­ten na­tür­li­cher Per­so­nen führt.

Diese drei o.g. Vor­aus­set­zun­gen müssen ku­mu­la­tiv vor­lie­gen, damit der Aus­nah­me­tat­be­stand zum Tragen kommt.[1]

Bei der Prüfung, ob die Vor­aus­set­zun­gen des Aus­nah­me­tat­be­stands gem. Art. 27 Abs. 2 lit. a DS-GVO vor­lie­gen, kommt es nicht auf be­stimm­te ein­zel­ne Ver­ar­bei­tungs­vor­gän­ge an. Viel­mehr sind sämt­li­che Ver­ar­bei­tungs­vor­gän­ge zu be­rück­sich­ti­gen, auf die die DS-GVO nach Art. 3 Abs. 2 DS-GVO an­zu­wen­den ist.[2]

Wer kann als EU-Ver­­­tre­­ter benannt werden?

Ein „Ver­tre­ter“ ist eine in der Union nie­der­ge­las­se­ne na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Person, die vom Ver­ant­wort­li­chen oder Auf­trags­ver­ar­bei­ter benannt wird (Art. 4 Abs. 17 DS-GVO). Dem­zu­fol­ge kann jede in der Union nie­der­ge­las­se­ne na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Person Ver­tre­ter i.S.d. Art. 27 Abs. 1 DS-GVO sein.

Vor­aus­set­zun­gen für eine Benennung

An­for­de­run­gen an eine da­ten­schutz­recht­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on oder fach­li­che Vor­aus­set­zun­gen, die ein Ver­tre­ter er­fül­len muss, regelt die DS-GVO nicht. Al­ler­dings weisen Da­ten­­­schutz-Auf­­­sichts­­be­hör­­den (und die Fach­li­te­ra­tur) darauf hin, dass der Ver­tre­ter hin­rei­chend ver­trau­ens­wür­dig und nach seinen Fä­hig­kei­ten und der or­ga­ni­sa­to­ri­schen Aus­stat­tung in der Lage sein muss, seine Pflich­ten wahr­zu­neh­men.[3]

Die Be­nen­nung hat gemäß Art. 3 Abs. 2 DS-GVO schrift­lich zu er­fol­gen. Die Schrift­lich­keit bezieht sich aus­drück­lich auf die Be­nen­nung. Un­ge­ach­tet dessen, dass der Ver­ant­wort­li­che oder der Auf­trags­ver­ar­bei­ter den Ver­tre­ter aus­drück­lich schrift­lich be­auf­tra­gen sollte (ErwGr. 80).

Auf­ga­ben des EU-Vertreters

Vor­ne­weg: Die da­ten­schutz­recht­li­chen Pflich­ten, die dem Ver­ant­wort­li­chen oder Auf­trags­ver­ar­bei­ter, ob­lie­gen, können nicht durch Be­nen­nung eines Ver­tre­ters allein auf diesen über­tra­gen werden (vgl. Art. 27 Abs. 5 DS-GVO). Der Ver­ant­wort­li­che oder Auf­trags­ver­ar­bei­ter ist und bleibt ge­setz­lich i.S.d. DS-GVO ver­pflich­tet und für die Um­set­zung der da­ten­schutz­recht­li­chen An­for­de­run­gen und deren Ein­hal­tung verantwortlich.

Die Haupt­auf­ga­be des Ver­tre­ters ist die Un­ter­stüt­zung seines Auf­trag­ge­bers, damit dieser seinen Pflich­ten nach­kom­men kann und er ver­tritt ihn bei deren Erfüllungen.

Der Ver­tre­ter hat aber auch ge­setz­li­che Pflich­ten nach der DS-GVO, diese sind:
  • Führen eines Ver­zeich­nis­ses aller Ver­ar­bei­tungs­tä­tig­kei­ten, welches ggf. auf Anfrage der Auf­sichts­be­hör­de dieser zur Ver­fü­gung zu stellen ist (Art. 30 Abs. 4 DS-GVO).
  • An­lauf­stel­le für sämt­li­che Fragen im Zu­sam­men­hangt mit der Ver­ar­bei­tung für ins­be­son­de­re be­trof­fe­ne Per­so­nen und Auf­sichts­be­hör­den, um die Ein­hal­tung der DS-GVO zu gewährleisten.
  • Der Ver­tre­ter muss auf Anfrage mit der Auf­sichts­be­hör­de bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben des Ver­ant­wort­li­chen oder Auf­trags­ver­ar­bei­ter zu­sam­men­ar­bei­ten (Art. 31 DS-GVO).

Die Be­nen­nung gemäß Art. 27 DS-GVO bringt den Ver­tre­ter nicht in die recht­li­che Stel­lung eines Ver­tre­ters, die dem deut­schen Zi­vil­recht ent­spricht (vgl. § 164 Abs. 1 BGB).

Au­ßer­dem ist der EU-Ver­­­tre­­ter wei­sungs­ge­bun­den. Es fehlt ihm also an einem Ent­schei­dungs­spiel­raum, in dem er Wil­lens­er­klä­run­gen für den Ver­ant­wort­li­chen oder Auf­trags­ver­ar­bei­ter abgeben kann.

Mehr als nur eine Kontaktstelle

Es handelt sich folg­lich mithin nicht le­dig­lich um eine Kon­takt­stel­le für die Da­ten­­­schutz-Auf­­­sichts­­be­hör­­den oder be­trof­fe­ne Per­so­nen, die als eine Art „Brief­kas­ten“ fungiert.

Ver­stö­ße gegen Art. 27 DS-GVO können gemäß Art. 83 Art. 4 lit. a DS-GVO mit Bußgeld von bis zu 10 Mio. EUR oder von bis zu zwei Prozent des ge­sam­ten welt­weit er­ziel­ten Jah­res­um­sat­zes des Vor­jah­res sank­tio­niert werden.

Wir über­neh­men für Ihr Un­ter­neh­men die Funk­ti­on als EU-Ver­­­tre­­ter nach Art. 27 DS-GVO als Ver­ant­wort­li­cher oder Auf­trags­ver­ar­bei­ter in Drittländer.
Rufen uns an +49 173 8198864 oder senden Sie uns eine Nach­richt an consulting@adorgasolutions.de 

Weitere In­for­ma­tio­nen zu unserem Angebot: https://www.adorgasolutions.de/leistungen/datenschutz/eu-vertreter-nach-art-27-dsgvo/

 

[1] EDSA, Leit­li­ni­en 3/2018 zum räum­li­chen An­wen­dungs­be­reich der DSGVO (Artikel 3), Version 2.0 vom 12.11.2019 https://edpb.europa.eu/sites/default/files/files/file1/edpb_guidelines_3_2018_territorial_scope_after_consultation_de.pdf (zuletzt auf­ge­ru­fen am 26.05.2023).

[2] Lang, M. (2022), Art. 27 DSGVO, In: Taeger, J., Gabel, D. (Hrsg.), DSGVO – BDSG – TTDSG, 4. Auflage, dfv Mediengruppe.

[3] Lang, M. (2022), Art. 27 DSGVO, Rn. 38, In: Taeger, J., Gabel, D. (Hrsg.), DSGVO – BDSG – TTDSG, 4. Auflage, dfv Mediengruppe.

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